Galenos, dt. Galen, geb. 129 Pergamon, gest. um 215 n. Chr. Rom(?); griechischer Arzt, Sohn eines Mathematikers und Architekten, 157-161 Gladiatorenarzt in Pergamon, praktizierte anschließend mit kurzen Unterbrechungen in Rom und war seit 169 Leibarzt am römischen Kaiserhof. Galen war der letzte große Repräsentant der wissenschaftlichen Medizin in der Antike. Er vertrat medizinisch und philosophisch einen eklektischen Standpunkt, erkannte jedoch unter seinen Vorgängern nur Hippokrates uneingeschränkt als ärztliche Autorität an, während er sich in philosophischer Hinsicht hauptsächlich an Aristoteles anschloß. In seinen zahlreichen medizinischen Schriften, die zum großen Teil erhalten sind, faßte Galen das gesamte bisher angesammelte medizinische Wissen zusammen und bereicherte es hauptsächlich in der Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pharmakologie durch eigene Forschungen. Er verfaßte Kommentare zu allen von ihm für echt gehaltenen Hippokratesschriften, in denen er sich um eine Synthese zwischen der hippokratischen Medizin und der seiner Zeit bemühte. Das von Galen idealisierte Hippokratesbild wurde für den Hippokratismus in der ausgehenden Antike und im Mittelalter bestimmend. In seinen philosophischen und logischen Schriften, die zum größten Teil verlorengegangen sind, betont Galen die Notwendigkeit der wechselseitigen Durchdringung von Philosophie und Medizin. Die Schriften Galens erfreuten sich bereits im 4. Jh. einer außerordentlichen Wertschätzung und dienten auch in byzantinischer Zeit als Hauptquelle für medizinische Handbücher. Die galenische Medizin, z.T. auf dem Umweg über die Araber überliefert, behauptete sich bis in die Renaissance hinein als maßgebende Lehre.
Quelle: Lexikon der Antike
Text: J. Kollesch