Pharmakologie

[griechisch, "Arzneimittellehre"]. Seit dem 3. Jh. v. Chr. entwickelte sich die Pharmakologie unter dem Einfluß der praktisch ausgerichteten empirischen Ärzteschule zu einem wichtigen Zweig der Medizin, deren Grundlagen die jahrhundertealten Erfahrungen der Volksmedizin, die von den Griechen übernommenen Kenntnisse der Nachbarvölker und der bereits umfangreiche Arzneimittelschatz der hippokratischen Medizin bildeten. Etwa gleichzeitig wurde auch der Arzneischatz der griechischen Ärzte durch den infolge der Expansionspolitik Alexanders des Großen aufblühenden Handel mit dem Orient wesentlich bereichert. Er enthielt Arzneistoffe aus den drei Naturreichen. Das älteste Heilkräuterbuch wurde von Diokles von Karystos verfaßt. Berühmt waren ferner das illustrierte Heilkräuterbuch des Krateuas (1. Jh. v. Chr.) und das Arzneimittelbuch des Dioskurides, das bis in die Neuzeit hinein als pharmakologisches Lehrbuch verwendet wurde. Galen bemühte sich in seinen pharmakologischen Schriften um eine Systematisierung und Ausarbeitung einer theoretischen Grundlage der Pharmakologie. Auch in lateinischer Sprache wurden Arzneimittelbücher und Rezeptsammlungen verfaßt, z. B. von Sextius Niger (um die Zeitenwende), Scribonius Largus (1. Jh. n. Chr.), die Bücher 20-32 der "Naturgeschichte" des älteren Plinius und die daraus exzerpierte Medicina Plinii (4. Jh. n. Chr.), die Arzneimittelzusammenstellungen von Quintus Serenus (3. Jh. n. Chr.), Marcellus Empiricus (um 400 n. Chr.) und Theodorus Priscianus (um 400 n. Chr.). Die Sammlungen besonders aus der späteren Zeit enthalten neben rationalen Mitteln auch magische Verordnungen und solche der Dreckapotheke.

Quelle: Lexikon der Antike
Text: J. Kollesch