1. Jede Ausgabe enthält folgende Bestandteile: Bibliographie, Praefatio, Sigelverzeichnis, Text mit Testimonien- und Similienapparat und textkritischem Apparat, modernsprachige Übersetzung, Kommentar (nicht obligatorisch), ausführliche Namen- und Wortindizes, Sachindex und Index Locorum. Praefatio und Kommentar sind in der Regel in der Sprache der Übersetzung abzufassen.
2. Die Bibliographie umfasst in alphabetischer Reihenfolge diejenigen Titel der Sekundärliteratur, die mehrfach zitiert werden, und alle zitierten Ausgaben antiker Autoren. Bei mehreren Arbeiten ein und desselben Verfassers ist die Chronologie für die Reihenfolge maßgeblich. Bei Bezugnahmen auf solche Publikationen werden zur Unterscheidung Kurztitel, nicht Erscheinungsjahre, angewendet: z.B. Diels, Handschriften; Diels, Erster Nachtrag. Nachweise von Ausführungen in Praefationen zu Ausgaben erscheinen unter dem Namen des Herausgebers: z.B. De Lacy, in: CMG V 1,2; Boudon, in: Galien, Exhortation; Helmreich, in: Gal., Scr. min. III. Nur einmal zitierte Literatur erscheint an der betreffenden Stelle mit vollständigen bibliographischen Angaben.
3. In der Praefatio werden die Verhältnisse der direkten und indirekten Überlieferung, die literarhistorischen Gegebenheiten des jeweiligen Textes (Autorschaft, Datierung, Sprache und Stil, Inhaltsübersicht) und besondere sprachliche Erscheinungen (z. B. Fragen des ionischen Dialekts in Hippokratesausgaben) dargestellt. Die Ausführungen zur direkten Überlieferung umfassen die Beschreibung aller den jeweiligen Text enthaltenden griechischen Handschriften (und gegebenenfalls der Papyri). Zur Handschriftenbeschreibung gehören neben technischen Daten und Informationen zur Geschichte der Kodizes Listen charakteristischer Fehler (Auslassungen, Zufügungen, Wortumstellungen, falsche Lesarten) und in geraffter Form eine Zusammenstellung typischer Schreibversehen (Fehler im Lautbestand wie Verwechselungen der o-Laute und Itazismen). Aus der Fehleranalyse lassen sich Schlüsse auf die Abhängigkeitsverhältnisse der Handschriften ziehen, die in einem Stemma graphisch veranschaulicht werden. Gegenstand der Einleitung sind ferner die textkritische Bewertung eventuell vorhandener orientalischer und früher lateinischer Übersetzungen (die Berücksichtigung der orientalischen Versionen hängt von den gegebenen Möglichkeiten ab), die Charakterisierung der früheren Editionen und der nach diesen Ausgaben angefertigten lateinischen Übersetzungen. Im Rahmen der indirekten Überlieferung sind alle Zitate und Exzerpte aus dem jeweiligen Text zu erfassen und zu bewerten, die bei antiken und byzantinischen (eventuell auch bei arabischen) Autoren überliefert sind. Es schließt sich eine Zusammenstellung von Textvorschlägen an, die Gelehrte unabhängig von Editionen beigesteuert haben.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Kürzere Textstücke in einer orientalischen Sprache werden in der für die jeweilige moderne Sprache gültigen wissenschaftlichen Transliteration geboten, längere als Textblock in der originalen Schrift.
4. Das Sigelverzeichnis wird in lateinischer Sprache abgefasst. Es enthält alle im kritischen Apparat vorkommenden Handschriftensigel und Abkürzungen, die sich auf Textzeugen und Urheber von Emendationen beziehen.
5. Der Text wird nach Kapiteln und Paragraphen (Sinnabschnitten) gegliedert. Soweit eine Kapiteleinteilung in den älteren Ausgaben bereits vorliegt, ist diese zu übernehmen. Die Paragraphenziffern erscheinen am linken Rand. Bei Kommentartexten werden die einzelnen Lemmata beziffert und die kommentierenden Textstücke durch Paragraphen gegliedert. Der linke Rand enthält in der Regel auch die Seitenabgrenzungen in den bisher maßgeblichen Ausgaben. Textpartien, die nur in Übersetzung (lateinisch, arabisch usw.) erhalten sind, werden in der betreffenden Sprache in den Text eingefügt. Der Text der Lemmata in Kommentaren richtet sich sowohl im Wortlaut als auch im Umfang streng nach der handschriftlichen Überlieferung. Bei Zitaten sollten die Handschriften des zitierenden Autors maßgebend sein. Besonders gilt dies bei Zitaten aus Schriften, die im ionischen Dialekt geschrieben sind. Die sprachliche Form in den hippokratischen Schriften ist nicht in erster Linie nach den Ergebnissen der wissenschaftlichen Dialektforschung, sondern nach der Norm der jeweils besseren Überlieferung zu gestalten. Hyperionismen sind zu beseitigen. Die in den maßgeblichen Handschriften nicht vollzogenen Elisionen sind im Text beizubehalten. In der Orthographie ist in Zweifelsfällen die für die Textherstellung wichtigste Handschrift maßgebend, z. B. bei Elision, Krasis und ν paragogicum, ebenso bei ταὐτὸν und ταὐτό, τοιοῦτον und τοιοῦτο, οὕτως und οὕτω. Zufügungen des Editors werden durch < > gekennzeichnet, Tilgungen durch [ ], Textausfälle durch <. . .>. Parenthesen des Autors werden durch Gedankenstriche abgegrenzt. Wörtliche Zitate erscheinen in « », indirekte in ‘ ’.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Das „Original“, dessen Wiederherstellung angestrebt wird, ist der von dem Übersetzer seinerzeit niedergeschriebene Text, mit seinen eventuellen Fehlern und Missverständnissen. Rückschlüsse auf die griechische Vorlage sind als Fußnote unter der modernsprachigen Übersetzung zu formulieren und im Kommentar zu begründen (s. u. Nr. 8).
6. Im Testimonien- und Similienapparat werden Zitate aus anderen Autoren nachgewiesen, Verweise auf andere Stellen innerhalb des Textes selbst oder in anderen Schriften verifiziert und die Fundstellen von Exzerpten und Zitaten aus dem Text bei anderen Autoren angegeben. Die Anführung von Parallelstellen (ohne wörtliche Zitate) sollte sich auf Aussagen gleichen Inhalts und gleicher sprachlicher Formulierung beschränken. Der Apparat ist in lateinischer Sprache abzufassen.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Stellenverweise und Parallelstellen erscheinen als Apparat unter der modernsprachigen Übersetzung, auf die sie bezogen werden.
7. Der textkritische Apparat ist in der Regel in negativer Form zu gestalten. Textaushebungen, die der eindeutigen Zuordnung der Varianten dienen, werden von den Lesarten durch das Lemmazeichen ] abgegrenzt (περὶ] που F). Das Lemmazeichen wird nicht gesetzt, wenn das Bezugswort aus dem Text in die grammatische Konstruktion der Apparatangabe einbezogen ist (ante τοῖς add. καὶ F – τι supra lin. scr. F – ἁπλῶς om. F). Varianten zu demselben Bezugswort werden durch : voneinander abgehoben (αὐτὴν L: αὐτὸ M S). Bei Textbezügen, die mehrere Wörter umfassen, beschränkt sich die Aushebung auf das erste und das letzte Wort; dazwischen steht der bis-Strich (περὶ – γενέσεως om. L, in marg. add. L3 ; βοῶν – τε] ὑῶν· βοῶν τε καὶ ἵππων M). Bezieht sich die Angabe auf zwei nicht unmittelbar aufeinander folgende Wörter, werden diese durch … getrennt (αὐτὸ … ἐστηριγμένον M).
Von erhaltenen Handschriften abhängige Kodizes werden im Apparat nur dann genannt, wenn sie wegen später eingetretener Textverluste in der Vorlage als Ersatz für diese fungieren, oder wenn sie durch Konjektur Bedenkenswertes oder das Richtige bieten. Handschriftenfamilien werden durch Gruppensigel kenntlich gemacht. Eingriffe des Herausgebers in den überlieferten Text werden mit correxi, scripsi, addidi, seclusi, transposui ausgewiesen. Sind diese durch sekundäre Überlieferungsträger angeregt worden, wird auf die jeweilige Quelle mit secundum hingewiesen (sec. Hipp. scripsi – sec. Plat. addidi). Bei früher erfolgten Textemendationen oder Vorschlägen zur Textveränderung ist jeweils der Urheber anzugeben. Wenn Übersetzungen als weitere Zeugen für eine griechische Variante notiert werden, ist nach der Quellenangabe (z. B. Nic., Ar.) in ( ) der Wortlaut dieser Version (bei arabischer Übersetzung in modernsprachiger Wiedergabe) anzugeben. Abweichend von der negativen Apparatgestaltung erscheinen textkritisch relevante Übersetzungen, deren Besonderheiten gegenüber dem edierten Text nicht generell verzeichnet werden, mit ihrem Wortlaut (nicht in erschlossener griechischer Form) in solchen Fällen in Form einer positiven Angabe, in denen sie die in den Text aufgenommene handschriftliche Variante stützen. Orthographische Details (Verdoppelung von Konsonanten, häufig auftretende Verwechselung von Längen und Kürzen wie ο / ω und Itazismus, Unterschiede in der Setzung des ν paragogicum, Verwechselung der Spiritus, unterschiedliche Akzentuierung und Abweichungen im Gebrauch von Iota sub- bzw. adscriptum, Elision, Krasis und Ähnliches) werden im kritischen Apparat nicht notiert, sofern sich daraus keine Bedeutungsveränderungen ergeben. Dialektvarianten erscheinen nicht im Apparat, sondern werden in der Praefatio zusammenfassend behandelt.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Unter arabischen Texten werden nur die Abweichungen des rasm in den einzelnen Handschriften berücksichtigt, Unterschiede in der Punktierung und Vokalisierung dann, wenn sie eine sinnvolle Verschiedenheit der Aussage bewirken. Transkribierte griechische Eigennamen, deren Lesung unsicher ist, werden mit genauem rasm (einschließlich des unpunktierten kursī) und genauer Punktierung und Vokalisierung wiedergegeben.
8. Als Übersetzungssprachen kommen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch in Frage. Die Übersetzung soll den Originaltext möglichst getreu wiedergeben. Nach Möglichkeit sollte auch die Abgrenzung der Satzgefüge dem griechischen Text entsprechen. Für das Verständnis notwendige Zusätze in der Übersetzungssprache werden in ( ) eingeschlossen. Paragraphenzählung und Absatzgestaltung sind dem Text entsprechend vorzunehmen. Der Gebrauch moderner medizinischer Termini ist möglichst zu vermeiden, da sie in der Regel kein genaues Äquivalent darstellen. Antike technische Ausdrücke sind, sofern sie denselben Sachverhalt bezeichnen, nach Möglichkeit mit dem gleichen Äquivalent wiederzugeben.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Die modernsprachige Übersetzung folgt dem Wortlaut des orientalischen Textes. Wo bei vermuteten Fehlübersetzungen Rückschlüsse auf die griechische Vorlage möglich sind, werden diese in einer Fußnote unter der modernsprachigen Übersetzung mit Bezug auf die Zeile geboten. Als Muster vgl. Galen, Über die Verschiedenheit der homoiomeren Körperteile, hrsg. v. G. Strohmaier (CMG Supplementum Orientale III). Die Begründungen werden im Kommentar gegeben.
9. Im Kommentar sollen, soweit erforderlich, textkritische, sprachliche und vor allem sachliche Probleme erörtert werden. Aufgabe des Kommentars ist es, das Verständnis des vorliegenden Textes zu fördern, nicht, systematische Darstellungen bestimmter Themenkomplexe vorzulegen. Auf die behandelten Textstellen wird durch Angabe von Seite und Zeile, gegebenenfalls mit wörtlicher Aushebung des betreffenden Textstücks, Bezug genommen.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Bezieht sich der Kommentar auf den sachlichen Inhalt, wird gegebenenfalls der Wortlaut der modernsprachigen Übersetzung ausgehoben; bezieht er sich auf philologische Besonderheiten der orientalischen Übersetzung, wird diese in Transliteration zitiert.
10. In den Indizes ist der gesamte Wortbestand mit Angabe von Seite und Zeile zu erfassen. Der Namenindex enthält die Personennamen, die geographischen Bezeichnungen (in beiden Fällen einschließlich der abgeleiteten Adjektive), die Namen der medizinischen und philosophischen Richtungen und einzelne Ausdrücke, die Personengruppen bezeichnen (z. B. παλαιοί). Sofern die edierten Texte dafür Anhaltspunkte bieten, sind unter dem Lemma des in ( ) gesetzten Autornamens personenbezogene Aussagen, eindeutige Lehrmeinungen, Verweise auf Stellen innerhalb des edierten Textes und auf andere Schriften zusammenzustellen. Im Wortindex werden bei häufig vorkommenden Konjunktionen, Pronomen, Präpositionen, Partikeln, Verben wie εἶναι und γίγνεσθαι und bei dem Artikel nur Exempla geboten, mit denen alle wesentlichen Erscheinungen des Gebrauchs dokumentiert werden sollen. Für die Gestaltung der Lemmata beider Indizes sind die neuesten CMG-Bände als Muster zu benutzen. Die edierten Schriften werden zusätzlich auf der Basis der jeweiligen Übersetzungssprache durch Namen- und Sachregister erschlossen. Ein Index locorum listet antike Texte, auf die im Similienapparat, im Kommentar und (gegebenfalls) in der Praefatio verwiesen wird.
Besonderheit des Supplementum Orientale: Der Namenindex bietet in zwei Teilen die orientalischen Formen, bezogen auf den orientalischen Text, und die modernsprachigen Formen, bezogen auf diesen Text. Der Wortindex besteht aus drei Teilen. Der orientalische Teil ist vollständig nach dem Muster der griechischen Editionen, der modernsprachige Teil begnügt sich mit den sachlich wichtigen Begriffen, ein dritter bietet in drei Spalten die sicher erschlossenen griechischen Äquivalente, die modernsprachigen und die orientalischen Entsprechungen ohne Verweise auf Seiten und Zeilen. Als Muster vgl. Galen, Über die Verschiedenheit der homoiomeren Körperteile, hrsg. v. G. Strohmaier (CMG Supplementum Orientale III).
11. Das Manuskript ist als CTE-Dokument (Classical Text Editor) einzureichen. Programmlizenzen, CMG-spezifische Zeichensätze, Templates und Makros und eine Anleitung für den technisch korrekten Satz der Edition stellt die Arbeitsstelle für die Druckvorbereitung zur Verfügung.
Berlin, den 22.5.2012