Galen von Pergamon, der im zweiten Jahrhundert n. Chr. in Rom unter anderem als medizinischer Berater Kaiser Marc Aurels wirkte, wurde mit seinem umfangreichen Œuvre zur maßgebenden Autorität der Medizin von der Antike über das europäische und das arabische Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein. Er sah sich selbst als Vertreter und Vollender der hippokratischen Heilkunst, hat aber auch das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit aufgenommen und selbständig bereichert. Seine Werke wurden ins Lateinische, Syrische, Arabische und Hebräische übersetzt und waren im Orient und im Okzident zugleich Grundlage des medizinischen Wissens und Inspirationsquelle für neue Entwicklungen. Ohne große Unterbrechungen war vom 6. bis ins frühe 19. Jahrhundert die Auseinandersetzung mit Galentexten in Ost und West integraler Bestandteil des Studiums der Medizin. Entsprechend prägend war Galen für die Ausbildung der medizinischen Terminologie, aber auch ganz generell für das Selbstverständnis des Arztes und der Medizin und alle Fragestellungen, die sich in Bezug auf die Gesundheit, den Bau und die Funktion des menschlichen Körpers sowie die philosophischen und wissenschaftstheoretischen Grundlagen des medizinischen Erkennens und Handelns ergaben.
Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Erforschung von Galens Werken und ihrer Rolle als entscheidender Instanz im medizinischen Wissenstransfer von der Antike in das Mittelalter und in die Neuzeit sowie zwischen Europa und dem Orient. Dabei wird die Arbeit an der Arbeitsstelle auf einige Kernthemen fokussiert, für die sowohl die kritische Herausgabe umfangreicher Schlüsseltexte als auch deren inhaltliche Erschließung angestrebt wird. Mehr ...
Das Akademienvorhaben "Galen als Vermittler, Interpret und Vollender der antiken Medizin" ist Teil des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms, das der Erhaltung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes dient. Koordiniert wird das Programm von der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften.